Wie wird aus der Plastiktüte Mikroplastik?

Erschienen am: 1. Juni 2021 in Oekologie
Plastikmüll, Netze und angeschwemmtes Strandgut auf Sand
Die Plastiktüte ist immer noch ein Bestandteil unseres Alltags. Daher wollen wir den heutigen 3. Juli, den Internationalen Plastiktütenfreien Tag, als Anlass nehmen, auf die Plastiktütenflut aufmerksam zu machen. Doch wir wollen noch etwas weiter gehen. In diesem Blog werden wir euch ein paar Informationen geben, was denn mit den Plastiktüten passiert, die nicht richtig entsorgt werden.

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Die Plastiktüte ist immer noch ein Bestandteil unseres Alltags. Daher wollen wir den heutigen 3. Juli, den Internationalen Plastiktütenfreien Tag, als Anlass nehmen, auf die Plastiktütenflut aufmerksam zu machen. Doch wir wollen noch etwas weiter gehen. In diesem Blog werden wir euch ein paar Informationen geben, was denn mit den Plastiktüten passiert, die nicht richtig entsorgt werden. 

Ein großes Problem von falsch entsorgten Plastiktüten und Plastikteilen ist nicht nur die offensichtliche Verschmutzung der Umwelt, sondern auch die Entstehung durch Mikroplastik.

Logo der Jahresaktion 2020: No Waste - ohne wenn und Abfall
Josy Jones

Was ist Mikroplastik?

Als Mikroplastik werden Plastikteile bezeichnet, die kleiner als 5 mm sind und so mit dem bloßen Auge schwer zu erkennen sind. Makroplastik hingegen werden große Plastikteile genannt, so wie etwa unsere Plastiktüte. 

Primäres Mikroplastik

Es wird zwischen primärem und sekundärem Mikroplastik unterschieden. Das primäre Mikroplastik ist uns gut bekannt als Peelingsubstanz in Shampoos oder als Zusatz in Zahncreme. Das heißt, dieses Mikroplastik wird schon als Minigranulat hergestellt. Direkt über unsere Waschbecken gelangt es ins Abwasser und dann weiter in die Umwelt, wenn die Kläranlage nicht mit passenden Filtern ausgestattet ist. 

Zum Glück hat sich in Sachen Mikroplastik in der Kosmetik in den letzten Jahren etwas getan. Viele Hersteller verzichten auf den Zusatz von Plastik und verwenden nun natürliche Alternativen. Trotzdem wird noch Mikroplastik verwendet. Auf den Inhaltslisten der Kosmetika ist oft nicht einfach zu erkennen, ob das Produkt Mikroplastik oder flüssiges Plastik enthält, da es viele verschiedene Stoffe gibt, wie Polyethylenterephthalat (PET), Polyethylen (PE), Polypropylen (PP), aber auch Polyacrylate, Nylon, Polystyrol und weitere weisen auf Kunststoffe im Produkt hin. Wenn ihr euch genauer über die verschiedenen Plastikkarten in unserer Kosmetik informieren möchtet und einen Leitfaden sucht, dann schaut euch den Einkaufsführer des BUND an: 

Achtet doch einmal bei eurem nächsten Einkauf darauf, ob diese Inhaltsstoffe auch in eurem Lieblingsshampoo zu finden sind. Falls ja, dann schaut doch, ob ihr eine plastikfreie Alternative finden könnt.
Um sichtbar zu machen, wie viel Plastik in einer Tube Shampoo oder Peeling zu finden ist, gibt es ein einfaches Experiment. Dazu nehmt ihr eine Tube Shampoo oder Peeling, die Mikroplastik enthält (vielleicht findet ihr noch eine alte Flasche zu Hause?), und filtert das Plastik mit folgender Anleitung aus dem Shampoo: 

Es ist schon erschreckend, wie viel Plastik sich in so einer Tube befindet! Daher ist es eine gute Tat, wenn wir beim Einkaufen darauf achten, dass mit unseren Pflege- und Kosmetikprodukten kein Plastik ins Abwasser gelangt.

Sekundäres Mikroplastik

Aber zurück zu unserer Plastiktüte! Auch unsere Plastiktüte kann zu Mikroplastik werden, wenn sie nicht richtig entsorgt wird. Das dauert normalerweise sehr lange. Denn das sogenannte sekundäre Mikroplastik entsteht durch äußere Einflüsse wie Zerlegung durch mechanische Bewegung, wie zum Beispiel durch Wellen in Brandungszonen oder durch Versprödung durch die UV-Strahlen der Sonne. Da das Plastik in der Natur nicht auf natürliche Weise abgebaut werden kann, zerfällt das Mikroplastik in immer kleinere Teile, bis diese kaum noch sichtbar sind und sich als Mikroplastik im Ozean, in Gewebe von Tieren oder in Menschen wiederfinden lässt.

Daher nennt man diese Kunststoffe auch persistent, d. h. sie bleiben über lange Zeiträume in der Umwelt und werden durch physikalische, chemische oder biologische Prozesse nicht verändert.

Woher stammt Mikroplastik in der Umwelt?

Am Straßenrand ein Stapel alter, dreckiger Autoreifen

Aber welcher Kunststoff hat, glaubst du, den größten Beitrag an Mikroplastik in der Umwelt? Ist es unsere Kosmetik? Ist es unsere Plastiktüte? Nein, den größten Eintrag an Mikroplastik in unserer Umwelt hat der Abrieb von Reifen und das Waschen von synthetischen Textilien. Etwa 2/3 in die Ozeane eingetragene Mikroplastik entsteht also durch unseren Alltag. Unsere tägliche Fahrt zur Schule oder Arbeit (mit dem Auto oder Bus), unsere Logistik auf der Straße oder unser Badeanzug, unser neues synthetisches Sportshirt oder unsere Chiffonbluse haben also einen nicht unerheblichen Beitrag zur Entstehung von Mikroplastik. Zuerst sind sie in unseren Abwässern und Seen und Flüssen zu finden und anschließend in unseren Weltmeeren und damit verbreitet sich Mikroplastik weltweit.

Was macht Mikroplastik so gefährlich?

Welche Auswirkungen Mikroplastik für uns Menschen und die Natur langfristig hat, ist heute im vollen Ausmaß nicht abschätzbar. Klar ist aber, dass Plastik Giftstoffe wie Weichmacher, Styrolverbindungen, Phthalate und andere Bestandteile enthalten kann. Außerdem zieht es wie ein Magnet andere Giftstoffe an, die dann an den Mikroplastik-Teilchen haften bleiben. Viele davon gelten als krebserregend, giftig oder hormonell aktiv. Und solche Giftstoffe in unserer Umwelt möchte keiner haben. Leider haben Mikroplastik-Teilchen die gleiche Größe wie Plankton, also kleine Wasserlebewesen, von denen sich viele Fische, aber auch Wale ernähren. Auch in den Mägen von Vögeln wurden schon Plastikteile gefunden.

Ein großer, weißer Vogel mit langem Schnabel sitzt auf Strandgut und verworrenen Netzen

Wenn die Tiere das Plastik fressen, dann gelangen auch alle Giftstoffe in ihren Körper, die am Mikroplastik adsorbiert sind. Diese können die Tiere krank machen. Manchmal sind die Plastikteile auch zu groß, um aus dem Magen in den Darm zu gelangen und ausgeschieden zu werden. Der Magen ist dann voll von unverdaulichem Material und die Tiere verhungern, weil kein Platz mehr für die richtige Nahrung ist. Wenn wir Menschen dann das Fleisch von Tieren essen, die Mikroplastik in ihrem Körper haben, gelangt es auch in unseren Körper und kann darin Schaden anrichten. 

Was können wir tun?

Um zu verhindern, dass Mikroplastik in die Umwelt gelangt oder dass größere Plastikteile zu Mikroplastik zerfallen, können wir einiges tun:

  • Wir können darauf achten, keine Produkte zu kaufen, die Mikroplastik enthalten, das über das Abwasser in die Umwelt gelangt.
  • Wir können Einweg-Plastik möglichst komplett vermeiden, wie zum Beispiel die Einweg-Plastiktüten. Genauso wichtig ist aber, dass wir das Plastik, das wir nutzen, nicht in die Umwelt gelangen lassen. Plastikmüll gehört in den richtigen Mülleimer, egal ob wir am Strand, im Wald, zu Hause im Garten oder irgendwo anders unterwegs sind.
  • Und wir können mit unseren Müllsammelaktionen den (Plastik-)Müll, den andere in die Umwelt geworfen haben, einsammeln und so verhindern, dass sich Mikroplastik im Boden und im Wasser ansammelt. 
  • Jede kleine gute Tat zählt, um kein Mikroplastik in die Umwelt gelangen zu lassen, denn wie wir die winzig kleinen Plastikteile wieder aus dem Wasser und dem Boden entfernen können, wissen wir noch nicht.

Weiterlesen und schauen:

https://www.fluter.de/plastik

https://www.youtube.com/watch?v=3xd1cSml5n0&t=2s

https://www.nabu.de/umwelt-und-ressourcen/ressourcenschonung/kunststoffe-und-bioplastik/25222.html

https://www.quarks.de/umwelt/muell/fakten-zu-mikroplastik/

https://www.wwf.de/themen-projekte/meere-kuesten/plastik/unsere-ozeane-versinken-im-plastikmuell

https://www.nationalgeographic.de/planet-or-plastic/2018/09/woraus-besteht-der-grosse-pazifikmuellfleck-wirklich