Aufarbeitung
"Konsequenzen für die Gegenwart ziehen und Erkenntnisse und Wissen für die Zukunft bewahren."
Aufarbeitung versucht folgende Fragen zu beantworten:
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In welcher Kultur (der Institution) hat Machtmissbrauch, insbesondere sexualisierte und spiritualisiserte Gewalt, stattgefunden?
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Welche Strukturen haben zum Missbrauch beigetragen?
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Gab es (unter den Verantwortlichen) zum Zeitpunkt des Missbrauchs eine Haltung, die Gewalt begünstigt und Kinder und Jugendliche abgewertet hat?
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Wurde Machtmissbrauch vertuscht und wenn ja warum?
Die DPSG will Verantwortung übernehmen und positioniert sich deutlich zu den Themen Machtmissbrauch und strukturelle Gewalt, insbesondere mit dem Fokus auf Formen sexualisierter und spiritualisierter Gewalt, und vertritt ihre Anliegen in Bezug auf Aufarbeitung in Kirche, Politik und Gesellschaft.
Die DPSG sieht sich besonders in der Pflicht, den Betroffenen ehrlich zu begegnen, ihnen zuzuhören, ihren Sichtweisen und Bedürfnissen Gehör zu verschaffen und sie zu unterstützen.
Aus diesem Grund hat die 87. Bundesversammlung beschlossen, dass die DPSG einen gesamtverbandlichen Aufarbeitungsprozess zum Thema Machtmissbrauch starten soll. Den Beschluss gibt es hier.
Das Forschungsprojekt
Das Forschungsteam der Universitäten in Marburg und Gießen begleitet den Aufarbeitungsprozess der DPSG. Dabei wollen sie zum Beispiel herausfinden, was sich im Verband ändern muss, damit Betroffene es leichter haben um über ihre Erfahrungen zu sprechen und Unterstützung zu bekommen. Außerdem wollen sie heraus finden, wie sich die DPSG weiter entwickeln muss damit es Täter*innen schwerer haben, übergriffig zu werden.
Vielleicht hast Du selbst schonmal sexualisierte Gewalt erlebt, vielleicht haben Dir Freund*innen davon erzählt oder Du hast davon gehört. Vielleicht warst Du sogar selbst in der Verantwortung einen Fall zu begleiten oder hast in Deinem Stamm oder anderswo davon mitbekommen. Alle diese Perspektiven sind für unsere Studie sehr wertvoll und wir freuen uns, wenn Du Deine Erfahrungen mit uns teilen möchtest.
Natürlich kannst Du immer auch persönlich mit dem Forschungsteam sprechen. Wenn Du Deine Erfahrungen aber lieber anonym und nur schriftlich an sie weitergeben möchtest, kannst Du das über RedCap tun. Das ist eine Art Online-Fragebogen.
Wenn Du magst, kannst Du Deine Erfahrungen auch aufschreiben und anonym auf dem POSTWEG verschicken:
Prof. Dr. Sabine Maschke
Philipps-Universität
Marburg; FB 21; D - 35032
Marburg, Bunsenstr. 3
Das Erfahrenenforum: Möglichkeiten zur Vernetzung von Betroffenen
Wir möchten allen, die innerhalb der DPSG Machtmissbrauch erfahren haben, die Möglichkeit geben, sich zu vernetzen und in den Dialog zu treten. Aus diesem Grund bieten wir mehrmals im Jahr ein Erfahrenenforum an- abwechselnd in digitaler Form oder in Präsenz.
Wir wollen wir:
Einen geschützten Raum bieten, in welchem sich niemand unter Druck gesetzt fühlen muss.
Alles geht, nichts muss- du kannst dich beteiligen, musst dies aber nicht tun wenn du dich nicht gut dabei fühlst.
Einen respektvollen Umgang untereinander gewährleisten, indem alle wertschätzend miteinander umgehen und es kein diskriminierendes Verhalten gibt. „Täter-Opfer-Umkehr“ oder das Absprechen von Betroffenheit findet bei uns keinen Platz.
Die Möglichkeit geben, sich auch ohne Institution austauschen zu können.
Es gibt es ebenfalls die Möglichkeit, euch in die ehrenamtliche Erfahrenenvertretung des Aufarbeitungsbeirats delegieren zu lassen - ohne Einwirken der Institution. Sollte dies für dich in Frage kommen, oder kennst du jemanden für den dies in Frage kommen könnte, kannst du gerne einen Blick in die Stellenanzeige werfen (siehe unten)
Wenn du regelmäßig über Termine oder Entwicklungen im Aufarbeitungsprozess informiert werden möchtest, kannst du dich gerne in unseren anonymen Verteiler aufnehmen lassen. Eine kurze Mail an aufarbeitungdpsg.de reicht aus.
Der Beirat: kritische Begleitung des Aufarbeitungsprozess
Aufgaben des Beirats sind die kritische Begleitung der Zielentwicklung und deren Überprüfung während des Aufarbeitungsprozesses, die Festlegung eines zeitlichen Rahmens, die Auswahl des Forschungsteams, die Beratung und der regelmäßige Austausch über Zwischenergebnisse sowie gegebenenfalls notwendige Anpassungen des Auftrags einschließlich der Abstimmung von Maßnahmen der Presse- und Öffentlichkeitsarbeit.
Die Beiratsmitglieder treffen sich bis zu viermal im Jahr, um sich über den aktuellen Prozessstand zu informieren, diesen zu begleiten und Anregungen für die weitere Arbeit zu geben.
Der Bundesverband: Anlaufstelle für eure Fragen
Von Institutionen wird erwartet, dass sie sexuellen Missbrauch in ihrer Vergangenheit aufarbeiten. Ihnen wird eine Pflicht zugewiesen, durch Aufarbeitung Verantwortung für die Vergangenheit in ihrer Institution zu übernehmen. Diese Erwartung resultiert aus der Überzeugung, das vor allem betroffene Menschen ein Recht auf Aufarbeitung haben.
Ansprechperson im Bundesbüro ist Christina Koch als Referentin für Kinder- und Jugendschutz. Sie beantwortet alle Fragen, die rund um das Thema Aufarbeitung von Machtmissbrauch in der DPSG aufkommen und unterstützt bei einem konkreten Problem.
Finanzrahmen
Im Herbst 2021 wurde in der Mitgliederversammlung des Bundesamt St. Georg e.V. der Kostenrahmen des Aufarbeitungsprozesses (wie unten dargestellt) beschlossen. Da zum Beschlusszeitpunkt keine festen Zusagen für externe Finanzierungsmaßnahmen vorlagen, wurden nur in sehr geringem Maß – nämlich in Höhe von 7.500 € – Drittmittel eingeplant. Der Großteil der beschlossenen Kalkulation wird daher über Eigenmittel des Verbandes finanziert. Sowohl der Bundesleitung, als auch der Mitgliederversammlung war es an dieser Stelle wichtig, dass die Durchführung des Aufarbeitungsprozesses in jedem Fall finanziell ermöglicht wird.
Bei den beschlossenen Mitteln handelt es sich lediglich um Kosten, die im Rahmen des Prozesses entstehen und nicht auf fallbezogene Kosten, wie etwa Entschädigungs- und Anerkennungsleistungen.
Folgender Finanzrahmen wurde von der Mitgliederversammlung des Bundesamts Sankt Georg e.V. für die Aufarbeitung zur Verfügung gestellt:
Gesamtkosten: 649.179,10€
Die Kosten teilen sich wie folgt auf:
Aufarbeitungsteam: 400.500,00€
Aufarbeitungsbeirat: 51.800,00€
Erfahrenenarbeit: 61.356,00€
Personalkosten: 109.023,10€
Sonstige Kosten: 26.500,00€
Weitere Informationen zu Aufarbeitungsprozessen
Presse und Öffentlichkeitsarbeit
Rückblick auf unsere Pressekonferenz
Am 7. Februar hat unsere Pressekonferenz zum Thema Aufarbeitung von sexualisierter und spiritualisierter Gewalt stattgefunden- den Livestream findest du hier.
Leider gab es beim Livestream selber zwischendurch technische Schwierigkeiten.