Alle Kinder haben Rechte!

Erschienen am: 18. Juni 2021 in Woelflinge
Grafik von einer Weltkugel mit Kindern drum herum und dem Schriftzug: Alle Kinder haben Rechte! Blogserie für Wölflingsleiterinnen und -leiter
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Vera Sadowski schreibt für die Wölflingsleiter*innen über Kinderrechte. Ein Thema, das ihr sehr am Herzen liegt. In ihrer Blogserie berichtet sie euch über den aktuellen Stand der Kinderrechte in Deutschland, gibt Hinweise, wo ihr euer Wissen zu dem Thema vertiefen könnt und wie ihr das Thema in der Gruppenstunde aufgreifen und umsetzen könnt.

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Neue Blog-Reihe für Wölflingsleiter*innen zur UN-Kinderrechtskonvention

Alle Kinder haben Rechte – diese sind verbindlich in der UN-Kinderrechtskonvention festgehalten. Aber was für Rechte haben Kinder eigentlich genau? Und wie sieht die Umsetzung dazu aus? Gelten diese Rechte vor allem auf dem Papier oder sind sie wirklich für jedes Kind (nicht nur in Deutschland) bereits Realität? Die Blog-Reihe befasst sich genau mit diesen Fragen – und stellt darüber hinaus konkrete Methoden vor, wie du als Wölflingsleiter*in mit deinen Wölflingen dazu arbeiten kannst, welche Rechte sie haben und wie sie dafür einstehen können.

Die UN-Kinderrechtskonvention – was ist das denn genau?

Bereits am 20. November 1989 wurde die UN-Kinderrechtskonvention[1] von fast allen Staaten der Erde unterzeichnet. Mittlerweile haben 195 Staaten der Kinderrechtskonvention zugestimmt. Das sind alle Staaten der Erde, bis auf die USA (aber das ist ein anderes Thema., das ihr unter anderem hier nachlesen könnt). In Deutschland gilt die Kinderrechtskonvention seit dem 5. April 1992. In insgesamt 54 Artikeln werden die Grundrechte geregelt, die für jedes Kind dieser Erde gelten.

Und welche Rechte haben Kinder jetzt?

Die 54 Artikel der Kinderrechtskonvention beschreibt zum einen alle Grundrechte, die ein jedes Kind hat. Dazu gehören zum einen Rechte, die das Überleben und die Existenz eines Kindes sichern – so zum Beispiel das Recht auf Leben, auf eine Identität und einen Namen oder der Schutz vor Missbrauch, Entführung oder Ausbeutung. Dazu kommen Rechte, die die Bedingungen schaffen sollen, dass sich jedes Kind zu einer starken, selbstbewussten Persönlichkeit entwickeln kann, die für die eigene Meinung einstehen kann. Dazu gehört das Recht auf Bildung, auf Beteiligung und das Recht auf Kultur, Spiel und Freizeit.

Für wen gelten eigentlich diese Rechte?

Alle Rechte gelten für jedes Kind. Und zwar immer, zu jeder Zeit, für alle Kinder, egal welcher Hautfarbe, Nationalität oder Geschlecht. Das ist auch in der Kinderrechtskonvention festgeschrieben – genau genommen in Artikel 2 „Achtung der Kindesrechte und Diskriminierungsverbot“.

Und warum muss ich das als Wölflingsleiter*in wissen?

Als Leiter*innen ist es unsere Aufgabe, uns für die Kinder einzusetzen, für die wir verantwortlich sind. Gleichzeitig möchten wir die Kinder darin unterstützen, dass sie sich zu selbstbewussten Personen entwickeln, die um ihre eigenen Rechte wissen und selbst für diese einstehen können. Dafür müssen wir natürlich zunächst selbst wissen, welche Rechte das sind.

Wenn ich mehr wissen will?

Alle 54 Artikel der Kinderrechtskonvention in voller Länge zu erklären, würde den Rahmen eines normalen Blogbeitrags sprengen. Wenn ihr euch weiter informieren möchtet, was die Kinderrechtskonvention im Detail beinhaltet, empfehle ich euch hier zu schauen.

 

Die UN-Kinderrechtskonvention im Wortlaut:Die Kinderrechtskonvention von vorne bis hinten in kindgerechter Sprache

 

[1] Eine Konvention ist ein Vertrag zwischen mehr als zwei Staaten. 

Der Kinderreport Deutschland 2018

Der Kinderreport Deutschland erscheint jedes Jahr vom Deutschen Kinderhilfswerk. Er berichtet zum Stand der Umsetzung von Kinderrechten. Toll an dem Report ist, dass er sowohl die Sicht von Erwachsenen als auch die Sicht von Kindern berücksichtigt. Die relevantesten Ergebnisse zum Stand der Umsetzung von Kinderrechten habe ich im Folgenden für euch zusammengefasst.

Staat und Gesellschaft tun zu wenig für die Bekämpfung von Kinderarmut

Kinderarmut in Deutschland wird sowohl von den befragten Kindern und Jugendlichen als auch von den befragten Erwachsenen als aktuelles und akutes Problem beschrieben. Leider wirkt sich dieses gesellschaftliche Problembewusstsein bisher noch nicht auf das Handeln der Politik aus. Gründe für Kinderarmut sind vor allem zu niedrige Einkommen und fehlende Bildungschancen für arme Kinder.

Die UN-Kinderrechtskonvention ist in Deutschland zu unbekannt

Sowohl bei den Erwachsenen als auch bei den Kindern und Jugendlichen ist der Bekanntheitsgrad der UN-Kinderrechtskonvention zurückgegangen. Ein Großteil der befragten Erwachsenen kennen die Kinderrechtskonvention nur dem Namen nach. Lediglich 12 Prozent kennen sich mit den in der UN-Kinderrechtskonvention beschriebenen Kinderrechten gut aus.

Bei den Kindern und Jugendlichen kennen 60 Prozent die Kinderrechtskonvention nur dem Namen nach. Knapp Dreiviertel hat noch nicht einmal etwas von Kinderrechten gehört. Und nur 16 Prozent der Kinder und Jugendlichen kennen sich gut aus.

Wir brauchen mehr Mitbestimmungsmöglichkeiten für Kinder und Jugendliche

Kinder und Jugendliche fordern mehr Mitbestimmungsrechte ein. Insgesamt 96 Prozent der befragten Kinder und Jugendliche plädieren dafür, in Schule und Familie mehr mitbestimmen zu dürfen.

Und auch die Erwachsenen plädieren für mehr Mitbestimmungsrechte für Kinder und Jugendliche. Insgesamt 83 Prozent sehen Potenzial im Sport-, Kultur- und Freizeitbereich und 79 Prozent in Schule und Familie.

Als Leiter*innen tragen wir Verantwortung

Damit Kinder überhaupt ihre Rechte einfordern und durchsetzen können, müssen sie zunächst überhaupt wissen, welche Rechte sie haben. Die Ergebnisse des Kinderreports zeigen, dass hier noch großer Nachholbedarf besteht. Möchten wir uns mit den Wölflingen in den Gruppenstunden also mit Kinderrechten auseinandersetzen, müssen wir ihnen zunächst zeigen, welche Rechte sie überhaupt haben.

Außerdem müssen wir unsere Wölflinge darin bestärken, dass sie eine eigene Meinung haben und sich dafür einsetzen können. Dafür müssen wir sie befähigen, die Mitbestimmungsmöglichkeiten, die sie in der Gruppenstunde und im Stamm haben, zu nutzen.

Den vollständigen Kinderreport findet ihr auf der Seite des Deutschen Kinderhilfswerk.

Eine Gruppenstunde mit Wölflingen zum Thema Kinderrechte

Zuletzt bin ich darauf eingegangen, dass viele Kinder ihre Rechte gar nicht kennen. Doch nur wer um die eigene Rechte weiß, kann sich auch für diese einsetzen und sich stark machen.

Wenn wir also möchten, dass unsere Wölflinge starke Kinder sind, die sich für ihre Rechte einsetzen, müssen wir ihnen zeigen, welche Rechte sie überhaupt haben. Deswegen stelle ich euch im Folgenden vor, wie ihr eine Gruppenstunde zum Thema Kinderrechte mit Wölflingen gestalten könnt.

Als erstes: hilfreiche Methoden für die Vorbereitung und Durchführung

Die UN-Kinderrechtskonvention richtet sich an diejenigen, die verantwortlich dafür sind, dass die Rechte der Kinder gewahrt werden. Das sind nicht die Kinder selbst, sondern wir Erwachsene. Entsprechend ist die Kinderrechtskonvention nicht gerade kindgerecht geschrieben.

Es gibt aber mittlerweile einige Organisationen, die die Kinderrechte auch „Wölflings-geeignet“ übersetzt haben. Zwei davon möchte ich euch hier vorstellen:

  • Für Kinderrechte! Die Website „Für Kinderrechte!“ arbeitet alles rund um das Thema UN-Kinderrechtskonvention kindgerecht auf. Zielgruppe sind 7- bis 14-Jährige. Kinder finden hier die Kinderrechte von vorne bis hinten in kindgerechter Sprache, sie können sich über Neuigkeiten rund um das Thema Kinderrechte informieren und finden Ideen und Anregungen zum Lesen und Spielen.
Die Gruppenstunde
  1. Kinderrechte kennenlernen: zum Einstieg ein Film
    Wös zu erklären, was Kinderrechte sind, wo sie herkommen und warum es sie gibt, ist ganz schön herausfordernd. Gut, dass es Organisationen gibt, die das für uns übernehmen. Möchtet ihr euch in der Gruppenstunde mit der Kinderrechtskonvention beschäftigen, kann einer der folgenden beiden Filme ein guter Einstieg ins Thema sein.
    Der Kinderrechtefilm des Deutschen Kinderhilfswerks
    In dem kurzen Erklärfilm gibt es Antworten auf die Fragen, was Kinderrechte sind, warum sie notwendig sind und welche es zum Beispiel gibt.
    Kinderrechte von logo!
    Alle Kinder haben Rechte. Was für Rechte das sind, erklärt euch logo! in diesem Film.

 

  1. Mal dir deine Kinderrechte
    Die Wölflinge ziehen abwechselnd aus einem Stapel Karten mit Kinderrechten. Nun stellen sie zeichnerisch die Kinderrechte vor. Die anderen Wös raten, um welches Recht es sich handelt.
  • Ihr bereitet einen Stapel Karten vor, auf denen die Kinderrechte stehen (eine Kopiervorlage findet ihr hier; ihr könnt aber auch eine eigene, für eure Kinder passende, erstellen). Diesen legt ihr gemeinsam mit leeren Blättern und Filzstiften in die Mitte.
  • Jedes Kind zieht der Reihe nach eine Karte aus dem Stapel und beginnt, das Kinderrecht zu malen.
  • Die anderen Wös versuchen herauszufinden, um welches Recht es sich handelt.
  • Am Ende jeder Raterunde solltet ihr noch einmal über das jeweilige Recht sprechen und es bei Bedarf erklären.
  • Welche Rechte sind mir (besonders) wichtig?

    ​​​​​​​Die Wölflinge schreiben auf Sonnenstrahlen die Rechte, die ihnen besonders wichtig sind. So entstehen viele kleine persönliche Sonnen.
  • Für jedes Kind bereitet ihr einen gelben Kreis aus Pappe und insgesamt acht Sonnenstrahlen vor. Jedes Kind schreibt in seinen Kreis seinen Namen.
  • Alle Wölflinge überlegen nun, welche acht Rechte besonders wichtig sind und schreiben sie auf die Sonnenstrahlen.
  • Gemeinsam mit den Wölflingen könnt ihr nun darüber sprechen und diskutieren, welche Rechte besonders vielen wichtig sind und welche nur einzelnen.
  • Die Sonnen könnt ihr am Ende der Gruppenstunde aufhängen und hängen lassen.