Die Welt verbessern - Teil III

Erschienen am: 21. Juni 2021 in Internationale Gerechtigkeit
Ein Einkaufswagen voller Fairtrade-Produkte: Bananen, Wein, Müsli, Keksen, Marmelade und viel mehr.
Es war einmal vor 25 Jahren, da gründete die DPSG zusammen mit anderen konfessionellen Jugendverbänden den TransFair e.V., heute bekannt als Fairtrade Deutschland. Die Mitglieder des Bundesarbeitskreises Internationale Gerechtigkeit haben sich auf Spurensuche begeben und ehemalige Mitglieder des Bundesarbeitskreises Entwicklungsfragen interviewt, wie es mit dem fairen Handel in der DPSG begann.

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Es war einmal vor 25 Jahren, da gründete die DPSG zusammen mit anderen konfessionellen Jugendverbänden den TransFair e.V., heute bekannt als Fairtrade Deutschland. Die Mitglieder des Bundesarbeitskreises Internationale Gerechtigkeit haben sich auf Spurensuche begeben und ehemalige Mitglieder des Bundesarbeitskreises Entwicklungsfragen interviewt, wie es mit dem fairen Handel in der DPSG begann.

Dr. Georg von Fürstenberg zusammen mit einigen dunkelhäutigen Kindern

1. Ihr wart Anfang der 1980er Jahre im Bundesarbeitskreis Entwicklungsfragen (heute: Internationale Gerechtigkeit). Was waren zu der Zeit die wichtigsten Themen?
In den achtziger Jahren gab es zwei große Themen, mit denen wir uns im Bundesarbeitskreis Entwicklungsfragen auf Bundesebene beschäftigt haben: Das eine waren die Partnerschaften der DPSG mit den Pfadfinder*innenverbänden – vor allem ASR Ruanda und ASB Bolivien. Diese Pfadfinder*innen-Partnerschaften tauchten immer wieder im Zusammenhang mit der gut bekannten Jahresaktion „Flinke Hände, flinke Füße“ auf, die es ­­– gottlob – bis heute gibt. Das zweite große Thema war die internationale Verschuldungskrise, unter der die Länder im Süden erheblich gelitten haben. Der „Tanz um das goldene Kalb“ war Symbol dafür, dass Gerechtigkeitsfragen und Fragen zum Überleben von Menschen hinter den Interessen einzelner Firmen zurückstehen mussten. Wir haben uns gegen Ungerechtigkeit in der Welt und natürlich auch ganz praktisch für den fairen Handel eingesetzt. Wir wollten faire Preise, um Menschen eine Lebensperspektive zu ermöglichen.

2. Vor 25 Jahren wurde TransFair e.V. gegründet – die Jugendverbände waren maßgeblich daran beteiligt. Was waren eure Ziele, als die DPSG (bzw. der BDKJ) Mitglied geworden ist?
Der faire Handel war vor 25 Jahren nicht neu. Wir hatten damals große Sorgen, dass es einen Wildwuchs von Siegeln (Billigsiegel) neben den etablierten Zielen des fairen Handels geben würde. Daher haben wir uns für ein TransFair-Siegel mit hohem Standard eingesetzt. Im Rückblick ist es erstaunlich, wie gut es gelungen ist, den Versuch, Billigsiegel auf dem Markt zu etablieren, zurückzudrängen.

3. Gab es zu eurer Zeit im Arbeitskreis Widerstände beim Thema fairer Handel und Gründung von TransFair? Wie seid ihr diesen begegnet?
Fairer Handel ist kein Selbstläufer. Damals nicht und auch heute immer noch nicht. Der Widerstand gegen den fairen Handel wurde häufig hinter Fachfragen versteckt. So passten beispielsweise die Filter in den großen Kaffeemaschinen der Jugendbildungsstätten auf einmal nicht mehr für den fair gehandelten Kaffee. Ich war nach meiner DPSG-Zeit BDKJ-Diözesanvorsitzender in der Diözese Münster. Wir haben hier zum Beispiel eine Stelle eingerichtet für zwei junge Studierende, die von Bildungsstätte zu Bildungsstätte gereist sind, um Probeverkostungen für fairen Handel zu machen. In Einzelgesprächen konnten so viele Widerstände aufgelöst werden.

4. Der faire Handel hat in den vergangenen 25 Jahren eine beispiellose Entwicklung gemacht: Die Deutschen geben etwa eine Milliarde Euro pro Jahr für fair gehandelte Produkte aus. Hättet ihr das vor 25 Jahren gedacht?
Ehrlich gesagt habe ich niemals gedacht, dass es so gut funktionieren würde. Wir haben es aber geschafft! Heute sehen wir: geht doch. Das Schöne ist: Es geht immer weiter. Das Wachstumspotential ist wieder da.

5. Bedeutet fairer Handel heute noch das Gleiche wie früher? Was hat sich verändert?
Ich habe gerade meinen alten Beitrag für die mittendrin (sie hieß zu der Zeit: Entwürfe) gelesen. Damals hatte der faire Handel ein Nischendasein. Heute ist es immer mehr mainstream – zumindest bei Jugendlichen. Inhaltlich ist das, was unter fairem Handel verstanden wird, dem heutigen sehr nahe. Aber auch heute müssen wir aufpassen, dass die strengen Kriterien nicht aufgelöst werden. Derzeit kommt der Trend zu Ökosiegeln dazu. Ich bin stolz auf das, was TransFair erreicht hat!

6. Auch wenn der faire Handel viel erreicht hat, auch bekannte Produkte wie Kaffee haben immer noch einen Marktanteil von nur drei Prozent. Glaubt ihr, dass fairer Handel „Normalität“ werden kann? Was muss dafür passieren?
Im Vergleich zu damals ist es heute für Gruppen normal, fair einzukaufen. Zumindest in den meisten Gruppen und dazu gehört auf jeden Fall die DPSG. Vom „Eine Welt Verkauf“ nach der Kirche führte der Weg über den Supermarkt, bis heute in den Discounter. Es war immer wieder heftig umstritten, ob es zum Beispiel richtig ist, fair gehandelten Kaffee im nicht immer fairen Discounter anzubieten. Die inhaltliche Arbeit, Bildungsarbeit und Aufklärungsarbeit muss auf jeden Fall weiterlaufen, damit fairer Handel immer mehr zur Normalität eines normalen Lebensstils wird.

7. Heute ist die DPSG seit acht Jahren in Vorstand bzw. Aufsichtsrat des Vereins beteiligt und bringt sich immer wieder in die vereinspolitischen Prozesse ein. Wie habt ihr euch in den Anfangsjahren bei TransFair beteiligt?
In den Anfangsjahren haben wir uns vor allem im Bereich der Bildungsarbeit (Arbeitshilfen/Artikel) für TransFair engagiert. Die politische Interessenvertretung lief über ein AK-Mitglied und  über den BDKJ. Ich finde es gut, wenn heute die DPSG direkt im TransFair Verein engagiert ist.

8. Auch nach 25 Jahren kauft nicht jeder DPSG-Stamm Fairtrade-Produkte. Mit der Kampagne Fairtrade-Scouts wollen wir das zusammen mit TransFair und Misereor ändern. Wie habt ihr das Thema fairer Handel in die DPSG eingebracht? Was war früher anders?
In den achtziger Jahren lag fairer Handel als Thema in der Luft, als konkrete Antwort auf die immer wieder festgestellte weltweite Ungerechtigkeit. Es war und ist eine Möglichkeit, für jede*n einzelne*n konkret etwas zu tun. Das ist, so denke ich, heute genauso. Die Produkte des fairen Handels sind erstaunlich hochwertig und damit deutlich besser geworden. Auch das Image von fair gehandelt ist besser geworden. Durch Informationsstände, Artikel wie diesen, Kaffeeverkostungen und klassische Bildungsarbeit haben wir viel erreicht und ich bin froh, wenn die DPSG auf diesem Pfad weitergeht.

9. Was wollt ihr der DPSG zu dem Thema noch mit auf den Weg geben?
Ich bin stolz, DPSG´ler zu sein, und wenn ihr so weiter macht, wird das auch noch viele Jahre so bleiben.

 

Wer die Arbeit unterstützen und die Idee des fairen Handels in die Stämme transportieren möchte, kann sich als Fairtrade-Scout engagieren. Infos dazu findet ihr hier: www.fairtrade-scouts.de.