Zeltgeflüster 2-2022: Pfadfinderstufe
Schule – und dann?!
Die Schulpflicht in Deutschland besteht vom 6. bis zum 18. Lebensjahr. Um diese zu erfüllen, gibt es zwei Möglichkeiten: Man kann nach dem Schulabschluss weiter zur Schule gehen und zum Beispiel das Abitur machen oder man beginnt eine Ausbildung und besucht die Berufsschule. Doch wie findet ihr den richtigen Weg für euch?
Auf welchem Weg ihr die Schulpflicht bis zur Volljährigkeit erfüllt, hängt stark von euren individuellen Vorstellungen und Bedürfnissen ab, denn verschiedene Berufe haben unterschiedliche Voraussetzungen. Für Ausbildungsberufe reicht ein Schulabschluss; das kann, je nach Berufsbild, der Hauptschulabschluss, der mittlere Schulabschluss, die Fachhochschulreife oder das Abitur sein. Bei anderen Berufen benötigt man zusätzlich zum Schulabschluss noch ein Studium, ehe man sich für den Job qualifiziert. Bevor ihr euch also für einen Beruf entscheidet, solltet ihr zunächst die Zugangsvoraussetzungen überprüfen.
Wie findet man den Traumjob?
Tipps zur Berufswahl gibt es an jeder Ecke. Eltern, Freund*innen, Lehrer*innen, Verwandte und Nachbar*innen – alle haben eine Meinung zu eurem späteren Beruf und geben gut gemeinte Ratschläge. Sie wollen euch erklären, warum ihr genau diesen oder jenen Beruf in genau dieser oder jener Firma erlernen solltet. Oder dass vielleicht genau das, was ihr in Zukunft gerne machen möchtet, eine ganz schlechte Idee ist. Sie meinen es sicher gut – und es ist auch klug, sich die verschiedenen Perspektiven anzuhören. Aber hier geht es um euer Leben! Deshalb müsst ihr eure eigenen Entscheidungen für eure berufliche Zukunft treffen, niemand sonst.
Bei der Frage, was ihr für einen Beruf erlernen möchtet, dürft ihr eines nicht vergessen: Ihr seid schon jemand. Es gib einen Grund, warum ihr alles so tut, wie ihr es tut: eure individuelle Persönlichkeit. Und wenn ihr den Beruf findet, der eurer Persönlichkeit entspricht, dann ist es relativ wahrscheinlich, dass ihr ihn gerne ausüben werdet.
Weiter zur Schule oder Ausbildung?
Wenn ihr euch mit eurem Wunschberuf sicher seid und den notwendigen Schulabschluss dafür schon vorweisen könnt, ergibt eine Ausbildung natürlich Sinn. Sollte für euren Wunschberuf aber ein Studium notwendig sein, dann führt kein Weg an der Oberstufe vorbei. Doch auch wenn ihr weiter zur Schule gehen möchtet, gibt es Unterschiede: „Abitur oder Fachabitur?“, lautet dann zum Beispiel die Frage. Muss man für euren Traumberuf an der Universität oder (Fach-)Hochschule studieren? Das solltet ihr bei der Planung bedenken.
Die richtige Schulform wählen
Je nachdem, was für euren Traumjob gefordert ist, könnt ihr eure weitere Schullaufbahn darauf abstimmen und eine Schule mit einem entsprechenden Schwerpunkt wählen. Mit dem allgemeinen Abitur stehen euch natürlich alle Türen offen, aber auch hier bieten gymnasiale Oberstufen unterschiedliche Möglichkeiten und Schwerpunkte. Beim Fachabitur ist es noch spezieller, denn dort könnt ihr euch direkt auf das (Fach-)Hochschulstudium vorbereiten, wenn ihr zum Beispiel auf eine Schule mit dem Schwerpunkt Wirtschaft oder Pädagogik gehen möchtet. Ein Schulwechsel könnte also sinnvoll sein.
Euer ganz eigener Weg
Auch wenn ihr noch gar keine Ideen habt, was ihr später beruflich machen möchtet, ist das nicht schlimm. Je nach Neigung könnt ihr bereits jetzt ein paar Weichen für euren späteren Berufsweg stellen, indem ihr zum Beispiel einen fachlichen Schwerpunkt wählt. Auch könnt ihr zunächst das Abitur oder Fachabitur absolvieren und danach eine Ausbildung beginnen. Informiert euch dafür am besten auch auf Ausbildungsmessen oder bei der Berufsberatung (berufenet.arbeitsagentur.de) – es gibt nämlich viel mehr Ausbildungsberufe, als wir im Normalfall kennen. Ein bisschen stöbern lohnt sich also, um den perfekten Beruf zu finden.
Viel Erfolg dabei!
von Lena Schmitz - Redakteurin DPSG
Tipps für euer Praktikum
Irgendwann kommt das Berufsleben auf euch zu. Für einige Pfadis ist das alles zwar noch in weiter Ferne, aber einige von euch stehen schon bald vor der Entscheidung, wie es nach dem Schulabschluss weitergehen soll.
Am meisten erfahrt ihr über einen Beruf, wenn ihr selbst in einen Betrieb geht und ihn ausprobiert. Das geschieht im Rahmen eines Schulpraktikums, aber auch in den Ferien könnt ihr ein freiwilliges Praktikum machen. Je mehr ihr gehört und selbst erlebt habt, desto sicherer seid ihr dann bei eurer Berufswahl. Hier gibt es deshalb die besten Tipps für ein lohnenswertes Praktikum.
Vor dem Praktikum
Findet heraus, was euch ausmacht
Ihr stellt mit euren Entscheidungen schon jetzt die Weichen für euren späteren Beruf. Aber welcher Weg ist besser: eine Ausbildung oder doch lieber weiter zur Schule gehen und dann vielleicht studieren? Stellt euch vor, ihr könnt in eurem Beruf ein Leben lang das machen, was euch erfüllt und glücklich macht und werdet auch noch dafür bezahlt! Die meisten träumen von einem Job, der ihnen Spaß macht, der sie fordert und in dem sie sich beweisen können. Das kann funktionieren, wenn man ein paar Dinge beachtet. Es ist nicht unbedingt einfach, aber es ist machbar – wenn ihr herausfindet, was euch ausmacht, und ihr euch überlegt, was ihr wirklich wollt.
Mithilfe der folgenden Fragen könnt ihr euch selbst einschätzen. Vielleicht helfen sie euch herauszufinden, welche Berufe passen könnten. Vielleicht können auch eure Eltern, ein*e Freund*in, ein*e Leiter*in oder eine weitere Person eures Vertrauens diese Fragen für euch beantworten. Denn nicht nur eure eigene Selbstwahrnehmung, sondern auch wie andere euch einschätzen, könnte hilfreich sein. Ihr könnt die Antworten dann mit den Anforderungen an die Berufe, die ihr euch vorstellt, vergleichen.
Fragebogen
✗ Welche Hobbys habe ich?
✗ Was sind meine Lieblingsfächer?
✗ Welche Fächer mag ich gar nicht?
✗ Wie gut kann ich basteln?
✗ Wie geschickt bin ich?
✗ Wie kreativ bin ich?
✗ Wie hoch ist mein technisches Verständnis?
✗ Kann ich mich lange auf eine Sache konzentrieren?
✗ Arbeite ich lieber allein oder mit anderen zusammen?
✗ Wie gut kann ich formulieren (Aufsätze, Nachrichten usw.)?
✗ Für was bin ich selbst verantwortlich (besondere Pflichten, soziales Engagement usw.)? Wie gut funktioniert das?
✗ Worauf bin ich stolz?
✗ Was sind drei Stärken von mir?
✗ Was sind drei Schwächen von mir?
Ihr habt einige Berufe in der engeren Auswahl, die zu euch passen könnten und die euch gefallen? Achtet darauf, dass ihr die Anforderungen des jeweiligen Berufs, zum Beispiel den Schulabschluss, auch erfüllt.
Die Suche nach Praktikumsmöglichkeiten
Nun steht die Suche nach passenden Betrieben an. Fragt eure Lehrer*innen, die mit dem Thema vertraut sind, wie ihr am besten ein Praktikum in dem jeweiligen Beruf finden könnt. Sprecht auch mit euren Eltern, Geschwistern, Verwandten, Freund*innen und Bekannten und fragt nach Betrieben, die sich für euren Praktikumswunsch eignen.
Außerdem könnt ihr euch im Internet, auf Ausbildungsmessen oder in Berufsinformationszentren über Praktikumsmöglichkeiten informieren. Schaut euch die Webseiten von möglichen Betrieben an. Teilweise findet ihr dort eine Karriereseite mit Hinweisen. Aber auch kleinere Betriebe ohne aufwendig gestaltete Webseiten könnt ihr natürlich berücksichtigen.
Weitere Infos
Viele weitere Tipps rund ums Praktikum und ein Verzeichnis mit einigen offenen Praktikumsstellen gibt es hier: www.schülerpraktikum.de.
Die Bewerbung für das Praktikum
Wenn ihr einen passenden Betrieb gefunden habt, müsst ihr euch dort für ein Praktikum bewerben. Größere Betriebe bieten manchmal Online-Bewerbungsformulare auf ihren Webseiten an (häufig unter dem Stichwort Karriere), ansonsten könnt ihr auch eine E-Mail mit euren Dokumenten senden.
Unbedingt notwendig sind euer Bewerbungsschreiben, euer Lebenslauf und ein Foto von euch. Im Schreiben erklärt ihr, wieso ihr den Beruf und diesen Betrieb kennenlernen möchtet. In den Lebenslauf gehören Name, Adresse, eure bisherige Schullaufbahn, wann ihr die Schule abschließen werdet sowie eure Interessen und Hobbys. Die Betriebe schätzen soziales Engagement – das zeigt Teamfähigkeit. Deshalb ist es sehr ratsam, auch das Pfadfinden anzugeben.
Das Vorstellungsgespräch
Wenn dem Betrieb eure Bewerbung gefallen hat und die Leute dort offen für Praktikant*innen sind, werdet ihr manchmal zu einem Vorstellungsgespräch eingeladen. Hier sind drei Dinge wichtig:
Drei Schritte zum Vorstellungsgespräch
- Vorbereitung: Seht euch die Homepage des Betriebs an und überlegt euch vorher Gesprächsthemen und Fragen rund um den Beruf und den Betrieb. Häufig werdet ihr auf das besondere Hobby Pfadfinden angesprochen, wenn ihr es im Lebenslauf erwähnt habt. Hier könnt ihr euch vorher schon überlegen, wie man gut erklären kann, um was es dabei geht. Arbeitgeber*innen sind dann meistens begeistert.
- Kleidung: Ihr solltet die Balance finden zwischen Kleidung, in der ihr euch wohlfühlt, und solcher, die dem Anlass, dem Beruf und Betrieb entspricht. Nur wer sich wohlfühlt, kann auch überzeugend auftreten.
- Auftreten: Seid höflich, freundlich, fröhlich und interessiert.
Während des Praktikums
Die*der perfekte Praktikant*in
Wie sollte jemand sein, den ihr einstellen würdet? Wichtig ist, pünktlich, ordentlich, offen und flexibel zu sein. Zeigt Interesse an den Aufgaben. Wenn ihr einmal nichts zu tun habt, könnt ihr fragen, was ihr machen könnt oder ob ihr jemandem über die Schulter schauen dürft.
Wenn es im Praktikum nicht rund läuft
Als Praktikant*in dürft ihr nur leichte und geeignete Tätigkeiten übernehmen. Wenn ihr unter 15 Jahre alt seid, dürft ihr höchstens sieben Stunden pro Tag und maximal 35 Stunden pro Woche arbeiten. Seid ihr 15 Jahre oder älter, dürft ihr maximal acht Stunden täglich und 40 Stunden pro Woche arbeiten. Außerdem habt ihr ein Recht auf Pausen: Als minderjährige*r Praktikant*in müsst ihr bei einer Arbeitszeit von 4,5 bis 6 Stunden eine Pause von mindestens 30 Minuten machen. Bei mehr als 6 Stunden Arbeit ist eine Pause von mindestens 60 Minuten vorgeschrieben.
Wenn ihr mehr arbeitet oder euch unwohl fühlt, besprecht es mit eurer*eurem Lehrer*in. Vielleicht könnt ihr das Problem dann selbst mit eurer*eurem Chef*in klären. Sonst kann sich der*die Lehrer*in einschalten.
Auf Wiedersehen
Fragt am Ende des Praktikums, was ihr gut gemacht habt und was ihr verbessern könnt. Als Schülerpraktikant*in habt ihr ein Recht auf eine Praktikumsbescheinigung, in der Zeitraum und Praktikumsbetrieb stehen. Noch besser ist ein Zeugnis, um das ihr den*die Chef*in bitten könnt. Hier wird auch beschrieben, in welchen Bereichen ihr was gemacht habt und wie sehr ihr euch engagiert habt. Damit könnt ihr euch für ein nächstes Praktikum oder einen Ausbildungsplatz bewerben. Bedankt und verabschiedet euch bei allen Kolleg*innen, die sich Zeit für euch genommen haben.
Nach dem Praktikum
Eure Einschätzung zu diesem Beruf
Ein Praktikum ist dazu da, sich und den angedachten Beruf auszuprobieren. Vielleicht werdet ihr in eurer Berufswahl bestärkt – es kann aber auch sein, dass ihr feststellt, dass eine Sache gar nichts für euch ist. Und dann ist es auch in Ordnung, dazu zu stehen und den eingeschlagenen Weg nicht weiter zu verfolgen. Dann solltet ihr unbedingt etwas Neues probieren!
Die Zukunft kann kommen
Egal ob ihr euch nach eurem Schulabschluss für eine Ausbildung oder eine weiterführende Schule entscheidet – wichtig ist, dass ihr euch klarmacht, was ihr eigentlich wollt und was zu euch passt. Informiert euch ausgiebig über die Möglichkeiten und entscheidet selbst, wie euer Weg weitergeht, damit letztendlich euer Berufswunsch erfüllt wird. Wir drücken euch die Daumen, dass ihr irgendwann euren Traumberuf findet und darin tätig sein könnt!
Tipps von den Pfadis Angelina und Jule
Die beiden 16-Jährigen aus dem Stamm Albstadt haben schon Praktika gemacht. Das sind ihre Hinweise für euch:
✗ Sucht euch das heraus, was euch wirklich interessiert und ihr gerne machen möchtet. Geht nicht nur danach, was eure Eltern oder Lehrer*innen meinen, was gut für euch wäre.
✗ Fangt rechtzeitig mit der Suche nach einem Praktikumsplatz an, ungefähr ein halbes Jahr vorher.
✗ Eine gute Idee ist, vor der Bewerbung dort anzurufen oder eine E-Mail zu schicken und zu fragen, ob tatsächlich Praktikumsstellen angeboten werden.
✗ Bedankt und verabschiedet euch am Ende angemessen.
✗ Hebt eure Dokumente vom Praktikum auf, das macht sich sehr gut bei zukünftigen Bewerbungen.
von Alex Sauer - Redaktion Pfadfinderstufe
Hier gibt es die gestalteten Seiten zum Download: